Die Unbekannte mit Babybauch
Als Marian nach dem Einkaufen den Laden verließ, fiel ihr eine Frau am Gehweg auf. Sie saß dort in sich versunken. Ihre Kleidung wirkte abgenutzt, und ihr Blick war leer. Sie war eigentlich eine von vielen, an denen die meisten vorbeigehen würden. Doch irgendetwas an ihr ließ Marian nicht los, obwohl sie die Frau nicht kannte.
Marian stellte ihre Einkaufstasche ab und trat einen Schritt näher. Erst jetzt fiel ihr der deutlich sichtbare Babybauch auf – die Frau war schwanger! Plötzlich erschien die Szene noch viel trauriger, denn es war auch klar, dass die Frau obdachlos war. Wie muss es sich anfühlen, ein Kind zu erwarten, in dieser schwierigen Situation?
Ein Moment der Menschlichkeit
Marian machte noch ein paar Schritte auf die Frau zu und beobachtete, wie sie in ihrer leeren Tasche suchte, als hoffe sie, noch etwas zu finden. Doch da war nichts mehr. Ohne groß zu überlegen, griff Marian in ihr Portemonnaie und steckte einige Münzen in die Tasche der Frau.
Es war kein hoher Betrag, aber vielleicht reichte es für eine warme Mahlzeit. Sie sagte dabei nichts, fragte auch nicht, ob es genug war, denn es ging ihr nicht um Anerkennung. Sie wollte einfach nur helfen. Vielleicht würden sie sich nie wieder begegnen, doch in diesem Augenblick wünschte sich Marian, dass ihre kleine Geste der Frau wenigstens etwas Hoffnung geben konnte.
Plötzlich ruft die Frau Marian
Marian war eigentlich schon ein Stück die Straße runter, als sie plötzlich eine Stimme hinter sich hörte. Es war die Obdachlose vom Einkaufsladen. Sie blieb stehen. Meinte die Frau tatsächlich sie? Wollte sie vielleicht noch mehr Geld? Der Gedanke ließ Marian kurz zögern. Sie hatte ihr doch schon geholfen – so gut sie eben konnte. Ein Teil von ihr wollte deshalb einfach weitergehen. Aber irgendetwas in ihr hielt sie zurück.
Langsam drehte sie sich um. Was dann passiert ist, hätte sie nie erwartet. Aus einer zufälligen Begegnung auf dem Gehweg wurde etwas, das viel mehr bedeutete und etwas, das Marian noch sehr lange beschäftigen würde.
Etwas liegt in der Luft
Die Frau hob die Hand und winkte Marian zu sich. Ihr Blick war ernst und direkt. Es war klar, dass es nicht einfach um ein Dankeschön ging, sondern mehr. Es wirkte, als ob sie ihr etwas Wichtiges sagen wollte. Marian bekam ein komisches Gefühl bei der Sache. Hatte sie etwas falsch gemacht? War das Geld vielleicht wirklich zu wenig gewesen?
Aber die Frau sah sie nicht vorwurfsvoll an. Ihr Blick war ruhig, fast freundlich, aber trotzdem auch irgendwie bittend. Als würde noch etwas zwischen ihnen in der Luft liegen, das unausgesprochen blieb. Marian konnte jetzt nicht einfach weggehen. Also blieb sie stehen und wartete erstmal ab.
Ein Gefühl hielt sie fest
Marian warf einen Blick auf ihre Uhr und seufzte leise. Der Tag war sowieso schon vollgepackt, und jetzt war sie endgültig im Verzug. In einer halben Stunde musste sie in der U-Bahn sitzen, sonst würde sie den Anschluss verpassen und das würde eine lange Wartezeit bedeuten.
Es standen noch einige Dinge, die sie zu erledigen hatte, auf ihrer Liste, und schon vor der Begegnung mit der Frau war sie spät dran gewesen. Alles in ihr drängte zum Weitergehen. Sie wollte helfen, ja – aber ihre Zeit war knapp. Sehr knapp. Trotzdem blieb sie noch stehen. Irgendetwas in ihr konnte sich einfach nicht von der schwangeren Frau abwenden.
Zwischen Zeitdruck und Bauchgefühl
Nach kurzem Zögern fasste Marian einen Entschluss, der ihr nicht leichtfiel. Sie ließ die schwangere Frau zurück und ging zum letzten Laden, den sie ansteuern musste. Dort griff sie schnell zu den fehlenden Dingen, zahlte, schnappte sich die Tüten und hastete nach draußen.
Während sie den Gehweg in Richtung U-Bahn entlang ging, war sie sich sicher: Diese Frau würde sie nicht wiedersehen. Der Moment war vorbei. Es gab jetzt keinen Platz mehr für Grübelei, sie musste nach Hause. Sie lief los, erst nur zügig, dann schneller. Und schließlich rannte sie – weg vom Laden, weg von der Frau, mitten rein in den übervollen U-Bahnhof.
Unerwartetes Wiedersehen
Erschöpft ließ sich Marian in der U-Bahn auf einen freien Platz sinken. Endlich war alles erledigt. Sie sehnte sich nach einer Tasse Tee und einem ruhigen Abend auf dem Sofa. Für einen kurzen Moment konnte sie abschalten. Doch dann hörte sie eine Stimme. Leise, aber klar. Und irgendwie kam diese Stimme ihr sehr bekannt vor. Sofort bekam sie eine Gänsehaut.
Diese Stimme hatte sie vor nicht allzu langer Zeit gehört. Das konnte eigentlich nicht sein – und trotzdem war sie sich sicher. Marian drehte langsam den Kopf zur Seite. Und da saß sie: die Frau von der Straße. Genau die, der sie vor rund dreißig Minuten ein paar Münzen gegeben hatte.
Ein ganz anderer Eindruck
Aber etwas war anders. Und zwar ganz anders. Die Frau, die eben noch in alten, abgetragenen Sachen auf dem Boden gesessen hatte, trug jetzt einen dunkelblauen Hosenanzug. Ordentlich, fast schon schick. Die Haare waren glatt gekämmt, das Gesicht dezent geschminkt. Sie sah gepflegt aus, als wäre sie gerade auf dem Weg zu einem Geschäftstermin. Nur der Babybauch war noch derselbe.
Marian runzelte die Stirn. Hatte sie sich so sehr getäuscht? War das Ganze etwa nur gespielt gewesen? Aber warum sollte diese Frau dann ausgerechnet im selben Waggon sitzen? Wurde sie etwa beobachtet? Oder war es alles nur Zufall? Kurz fragte sich Marian, ob sie sich das nicht vielleicht alles einbildete.
Plötzlicher Impuls
Marian konnte den Blick nicht von der Frau abwenden. Eben noch hatte sie am Boden gesessen, erschöpft und verloren und jetzt stand sie da, ruhig, gepflegt, wie jemand aus einer ganz anderen Welt. War sie wirklich dieselbe? Oder hatte Marian sich komplett geirrt? Vielleicht war die Frau nie obdachlos gewesen. Vielleicht war das alles nur eine Rolle. Sie bekam die Gedanken nicht sortiert, nichts passte zusammen.
Doch plötzlich stand die Frau auf. Als die U-Bahn an der nächsten Station hielt und die Frau ausstieg, folgte Marian ihr einfach. Ihre eigene Haltestelle war noch ein Stück entfernt, aber irgendetwas in ihr sagte: Du musst herausfinden, wer diese Frau wirklich ist.
Beobachtet im Bahnhof
Marian spürte, wie ihr Herz schneller schlug, als sie auf dem Bahnsteig stehen blieb. Was hatte sie da eigentlich gerade gemacht? Die Frau war nur ein paar Schritte entfernt. Marian beobachtete sie ganz genau. Die Fremde sah sich um und wirkte plötzlich angespannt – fast so, als würde sie jemanden suchen. Ihr Blick wanderte durch die Menge und blieb kurz an Marian hängen.
Sofort machte Marian einen Schritt zurück und duckte sich hinter eine breite Säule. Von dort aus konnte sie noch alles erkennen, ohne selbst gesehen zu werden. Sie war sich nicht sicher, ob das gerade mutig oder einfach verrückt war. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr.
Der fremde Mann
Was ging hier vor? Warum wirkte die Frau so angespannt? Marian stellte sich diese Fragen immer wieder, während sie hinter der Säule das Geschehen beobachtete. Dann trat plötzlich ein Mann aus der Menge. Er ging direkt auf die Frau zu. Auch er trug einen Anzug, aus demselben hochwertigen Stoff wie der der Frau. Die beiden begrüßten sich kurz und begannen sofort miteinander zu sprechen. Ihre Gesten waren auffällig, fast hektisch, aber die Stimmen gedämpft.
Immer wieder schauten sie sich um, als wollten sie sicherstellen, dass niemand in der Nähe war, der sie beobachtete. Marians Neugier wuchs. Wer waren diese zwei? Und was hatten sie miteinander zu besprechen?
Verloren im Durcheinander
Die Frau und der Mann bewegten sich langsam Richtung Bahnsteigende. Sie hielten sich bewusst abseits vom größten Trubel. Offensichtlich suchten sie einen ruhigen Ort für ein Gespräch, das nicht jeder mitbekommen sollte. Marian zögerte kurz, dann ging sie hinterher. Sie wollte wissen, was hier wirklich los war.
Doch genau in dem Moment fuhr eine Bahn ein. Die Türen öffneten sich, Menschen strömten heraus, der Bahnsteig füllte sich schlagartig. Stimmen, Schritte, Gedränge, alles war plötzlich durcheinander. Marian versuchte, den Überblick zu behalten. Sie hielt nach den beiden Ausschau, doch überall waren fremde Gesichter, Bewegung und Lärm. Hatte sie sie verloren? Oder waren sie einfach nur irgendwo in der Menge untergetaucht?
Und plötzlich waren sie weg
Marian versuchte, trotz des Trubels den Überblick zu behalten, aber es war aussichtslos. Zu viele Menschen drängten sich an ihr vorbei, Rollkoffer klapperten über die Fliesen, überall waren Stimmen und Bewegung. Sie erkannte nichts mehr. Kein bekanntes Gesicht, keinen Anzug, keinen Hinweis auf die Frau oder den Mann.
Das Stimmengewirr machte es zusätzlich schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Aber was sie am meisten störte, war die Erkenntnis: Sie hatte die beiden wirklich in der Menge verloren. Eben noch hatte sie sie im Blick gehabt und jetzt waren sie wie vom Erdboden verschluckt. Sie hatte keinen Anhaltspunkt mehr. Marian stand allein da, mit dem Kopf voller Fragen.
Mehr Fragen als Antworten
Konnten sie einfach so verschwunden sein? Oder hatten sie vielleicht sogar gemerkt, dass Marian ihnen gefolgt war und sich bewusst abgesetzt? Sie wusste es nicht. Je länger sie darüber nachdachte, desto weniger ergab es einen Sinn.
Eigentlich war sie niemand, der andere heimlich beobachtete oder gar verfolgte. Und trotzdem hatte sie es getan. Warum? War es reine Neugier? Oder etwas, das sie nicht greifen konnte? So oder so – sie hatte sich tiefer in die Situation begeben, als sie geplant hatte. Und nun blieb sie zurück, ohne Antworten. Wer war diese Frau wirklich? Und was hatte Marian da eigentlich gesehen? Alles fühlte sich offen und irgendwie unfertig an.
Der Heimweg fühlt sich anders an
Mit gesenktem Blick und müden Schultern machte sich Marian auf den Weg nach Hause. Der Weg, der ihr sonst kaum auffiel, zog sich diesmal wie Kaugummi. Es fühlte sich fast wie eine Strafe an für ihre Neugier. Warum war sie nicht einfach in der Bahn sitzen geblieben? Warum hatte sie geglaubt, sie müsse das alles verstehen?
Seufzend nahm sie ihre Einkaufstüten. Sie wollte diesen Tag nur noch hinter sich bringen. Langsam ging sie die Treppen zu ihrer Bahn rauf. Was sie nicht wusste: Das Ganze war noch lange nicht vorbei. Das, was ihr bevorstand, hatte gerade erst angefangen und ein Teil davon wartete schon hinter der nächsten Ecke.
Plötzlich steht sie wieder vor ihr
Gerade als Marian wieder in die Bahn einsteigen wollte, spürte sie plötzlich eine leichte Berührung an der Schulter. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Sie drehte sich um – und stand der Frau direkt gegenüber. Es war die Frau, die vorhin einfach verschwunden war. Noch immer trug sie diesen eleganten Hosenanzug.
Marian erstarrte. Ihr Herz klopfte schneller, ihre Hände verkrampften sich. Die Tüten rutschten ihr aus den Fingern. Orangen rollten über den Boden, eine Saftpackung fiel raus, eine Flasche Putzmittel kippte um und spritzte gegen ihre Schuhe. Doch all das nahm Marian nur am Rande wahr. Ihr Blick blieb an dem Gesicht hängen, das sie einfach nicht vergessen konnte.
Jetzt ist alles anders
Marian hatte die ganze Zeit geglaubt, unauffällig gewesen zu sein. Sie war der Frau gefolgt, überzeugt davon, dass sie nicht bemerkt worden war. Doch jetzt merkte sie: Das stimmte nicht. Die Situation hatte sich verändert und zwar grundlegend. Die Frau stand jetzt direkt vor ihr und sah sie an. Kein wütender Blick, aber ein sehr klarer. Wachsam. Ruhig. Und gleichzeitig so durchdringend, dass Marian kaum hinsehen konnte. Sie versuchte, Haltung zu bewahren, doch in ihrem Bauch zog sich alles zusammen.
Dann sprach die Frau. Ihre Stimme war leise, aber bestimmt: “Warum folgst du mir? Was genau willst du?“ Plötzlich war es Marian, die eine Erklärung liefern musste.
Zwischen verstreuten Orangen
Verlegen kniete sich Marian hin, um ihre Einkäufe aufzusammeln. Die Orangen, die umgefallene Packung, alles war plötzlich eine willkommene Ablenkung. Für einen Moment konnte sie so den Blick der Frau meiden und sich sammeln.
Ihre Hände zitterten leicht, während sie die Sachen zurück in die Tüte legte. Schließlich brachte sie ein kaum hörbares “Es tut mir leid“ hervor. Mehr ging gerade nicht. Ihre Wangen wurden heiß. Sie wusste, dass sie über eine Grenze gegangen war. “Ich wollte nicht…“ begann sie und stockte. Dann versuchte sie es noch einmal. “Sie haben mich einfach neugierig gemacht.“ Diese Frau hatte sich so plötzlich und so radikal verändert, das hatte Marian misstrauisch gemacht.
Kein Zurück mehr
Die Frau sagte nichts. Kein Wort, kein Nicken, keine Reaktion. Dann trat plötzlich ein Mann hinter einem geparkten Auto hervor. Es war der Mann aus der U-Bahn, ganz klar: Teurer Anzug, kontrollierter Gang, kühler Blick. Marian erschrak. Ihr Herz rutschte ihr in die Hose.
Sie war eingekreist. Der Mann blieb stehen und musterte sie.
Dann wandte er sich an die Frau und sagte ruhig: “Ja, sie kommt infrage. Und was jetzt?“
Die Worte trafen Marian wie ein Schlag. Langsam richtete sie sich auf, noch immer mit der Tüte in der Hand und sah ihn an. “Was soll das heißen?“, fragte sie mit zitternder Stimme.
Es ging nie ums Geld
Man sah Marian die Anspannung an – sie stand da wie gelähmt. Doch die Frau hob nur ruhig die Hand und sagte mit überraschend weicher Stimme: “Keine Sorge. Alles wird sich bald klären.“ Dann sprach sie über den Moment am Vormittag, als sie Marian auf der Straße um ein paar Cent gebeten hatte.
“Es ging nie um dein Geld“, sagte sie mit einem leichten, fast versöhnlichen Lächeln. “Das war nur der Aufhänger.“ Sie griff in ihre Tasche und holte ein Bündel alter, abgetragener Kleidung hervor. “Das hier war eine Rolle. Mehr nicht.“ Marian runzelte die Stirn. Wenn es nicht ums Geld ging – worum dann?
Alles war nur gespielt – oder fast alles
Marian schüttelte fassungslos den Kopf. Es war Zeit für klare Antworten. “Moment mal“, sagte sie und sah der Frau fest in die Augen. “Sie sind also gar nicht obdachlos? War das alles nur ein Trick? Wer sind Sie wirklich?“ Marians Stimme klang ärgerlich, aber die Frau blieb ruhig. Auf ihren Lippen lag ein Lächeln.
“Ich arbeite bei der Polizei“, sagte sie schließlich. “Verdeckte Ermittlungen. Manchmal muss man eben in andere Rollen schlüpfen.“ Marian war überrascht. “Das war also alles inszeniert? Die Szene auf der Straße?“ Die Frau nickte. “Das war die Tarnung, ja.“ sagte sie. “Und die Schwangerschaft?“ Die Frau legte eine Hand auf ihren Bauch. “Die ist echt.“
Hinter der Fassade einer Apotheke
Die Ermittlerin erzählte Marian jetzt mehr über ihren Einsatz. Ziel war eine kleine Apotheke in der Nachbarschaft, die äußerlich völlig unauffällig war. Aber hinter dem normalen Betrieb steckte offenbar ein gut organisiertes Drogennetzwerk. Der Mann, der dahinterstand, war der Polizei seit Jahren bekannt. Er war gefürchtet in der Szene, skrupellos, und den Behörden immer einen Schritt voraus.
Marian hörte zu, aber sie konnte das alles kaum fassen. Es klang wie aus einem Krimi. War das wirklich echt? Oder wurde sie in etwas hineingezogen, das sie gar nicht verstand?
Doch der ernste Blick der Ermittlerin ließ keine Zweifel. Marian stellte sich nur noch eine Frage: Warum gerade sie?
Gefährliches Spiel
Schon seit Langem versuchte die Polizei, dem Netzwerk das Handwerk zu legen, aber bisher vergeblich. Immer wieder entkamen die Verdächtigen im letzten Moment. Sie arbeiteten vorsichtig, hinterließen keine Spuren und kannten jedes gesetzliche Schlupfloch. Darum hatte sich die Ermittlerin eine Tarnung zugelegt, als jemand, der in der Gesellschaft normalerweise fast unsichtbar blieb. Die Rolle der Obdachlosen war ideal. Niemand stellte Fragen. Niemand sah zweimal hin.
Aber es gab ein Problem: Sie war schwanger und durfte dadurch die meisten Medikamente nicht kaufen. Denn das wäre aufgefallen – vor allem in ihrem “Zustand“. Und genau an dieser Stelle kam Marian ins Spiel. Für sie unerwartet, aber für die Polizei entscheidend.
Marian wird zur Schlüsselfigur
Je mehr Marian erfuhr, desto klarer wurde das Bild. Doch die zentrale Frage ließ sie nicht los. “Aber warum ich?“ Die Ermittlerin antwortete erst nach einer kurzen Pause. Sie sah Marian ruhig an. “Uns fehlt ein letzter Beweis“, sagte sie. “Es geht um ein Medikament, das nur an eine bestimmte Gruppe verkauft werden darf. Wir müssen zeigen, dass es dort ohne Prüfung herausgegeben wird.“
Marian sollte es im Auftrag der Polizei besorgen. Den Kauf würden sie aufzeichnen, als letzten entscheidenden Schritt. Wenn das klappte, konnte man endlich handeln. Und Marian würde diejenige sein, die das für die Behörden möglich machte.
Alles von langer Hand geplant
Die Ermittlerin sah Marian jetzt direkt in die Augen. “Wir wussten von Anfang an, dass du mir folgst“, sagte sie. “Du hast genau das gesehen, was du sehen solltest. Ich habe dich dahin gebracht, wo du jetzt stehst.“ Marian schluckte. Ihr wurde schlagartig klar, dass nichts an diesem Tag dem Zufall überlassen war. Der Mann trat einen Schritt vor.
“Du gehst mit dem Namen, den wir für dich vorbereitet haben, in die Apotheke. Dort fragst du nach dem Medikament.” Marians Herz klopfte heftig. “Nein“, sagte sie sofort. “Das kann ich nicht. Das ist nichts für mich.“ Sie wollte nur weg. Sie wollte keine Rolle in dieser gefährlichen Geschichte spielen.
Es gibt keinen Ausweg
Marian drehte sich zur Seite, wollte gehen. Doch da spürte sie eine Hand an ihrem Arm.
Die Ermittlerin hielt sie fest – nicht grob, aber bestimmt. “Bleib hier“, sagte sie leise. “Ich bin immer ganz in der Nähe. Du machst das nicht allein.“ Dann erklärte sie den Plan im Detail. Alles sei vorbereitet. Kein echtes Risiko.
“Wäre ich nicht schwanger, hätte ich das längst selbst erledigt“, fügte sie hinzu. Aber die Zeit drängte. Es gab kein zweites Mal. Marian sah sie an. In ihrem Kopf rasten die Gedanken. Sie suchte nach einem Ausweg, einem Grund, Nein zu sagen. Aber am Ende knickte sie ein. Sie war dabei.
Der Einsatz beginnt
Kaum hatte Marian zugestimmt, wurde sie schon in einen Van gebracht, der unauffällig am Straßenrand parkte. Drinnen saßen mehrere Leute, sie waren ruhig, konzentriert und professionell. Sie wussten genau, was sie taten. Alle sahen Marian an. Eine Frau reichte ihr ein schlichtes Hemd. “Zieh das an“, sagte sie. “Im Kragen ist die Kamera. Du musst nichts Besonderes tun. Sei einfach du selbst.“
Marians Hände zitterten leicht, als sie sich umzog. Die Zeit lief. Die Apotheke machte bald zu. Mit klopfendem Herzen betrat Marian das Geschäft. Alles fühlte sich surreal an. Als hätte sie plötzlich eine Hauptrolle übernommen, aber nicht in einem Film, sondern in der Realität.
Angespannte Stille
Die Apotheke war leer. Keine Kunden, keine Gespräche. Man hörte nur Marian und die leisen Geräusche von draußen. Sie atmete tief durch. Nur nicht auffallen. Sie ging zur Theke, nannte das Medikament und den falschen Namen, den man ihr genannt hatte.
Der Apotheker sah auf. Sein Blick war freundlich, aber prüfend. Marian hielt seinem Blick stand, so ruhig sie konnte, obwohl ihr Herz raste.
Dann drehte sich der Mann um und ging wortlos nach hinten. Marian atmete leise aus. Ein kleiner Moment der Erleichterung. Der erste Schritt war gemacht. Aber das Entscheidende stand noch bevor und draußen warteten alle. Jetzt musste nur noch das richtige Zeichen kommen.
Der Zugriff
Marian tippte mit den Fingern auf der Theke. Ihr Blick wanderte immer wieder zur Tür, dann nach hinten in den Lagerraum. Als der Apotheker endlich zurückkam, hielt er ein kleines, versiegeltes Paket in der Hand. Das war es. Genau das, worauf das gesamte Team gewartet hatte. Marian nahm das Päckchen entgegen und in dem Moment öffnete sich auch schon die Tür. Mehrere Polizisten stürmten in die Apotheke.
Der Apotheker stand da wie angewurzelt. Es war zu spät, um zu fliehen. Die Handschellen klickten. Einer der Beamten öffnete das Paket vorsichtig. Ein kurzer Blick genügte, denn der Beweis war eindeutig. Der Einsatz war erfolgreich. Sie hatten ihn.
Ein Dank, der unter die Haut ging
Am nächsten Morgen saß Marian mit einer Tasse Kaffee am Tisch und sortierte ihre Post. Zwischen Rechnungen fiel ihr ein Umschlag mit offiziellem Stempel auf. Neugierig öffnete sie ihn. Es war eine Einladung zur Polizeistation.
Was sie dort erwartete, hätte sie nicht gedacht. Schon beim Eintreten spürte sie: Das war kein normaler Termin. Luftballons hingen von der Decke, bunte Girlanden schmückten den Raum. In der Mitte stand ein Tisch mit einem Kuchen, der ihren Namen in Zuckerguss trug. Dann kam die Frau auf sie zu, die sie für eine Bettlerin gehalten hatte. “Ohne dich hätten wir das nicht geschafft“, sagte sie. Marian lächelte. Endlich fühlte sich alles wieder leicht an.